Vornamen im Wandel der Zeiten
Man hält heute wohl nicht viel von dem Namen Kaspar und denkt dabei vielleicht, dass dieser Name durch das Kasperle-Theater einen üblen Beigeschmack erhalten hat. Aber bei unseren Vorfahren stand der Name in höherem Ansehen. Allein im Jahrhundert des Dreißigjährigen Krieges hießen etwa 20% aller männlichen Personen Caspar, Johann Caspar oder Hanns-Caspar.
Damals fand man auch schon Gefallen an dem schönen Namen Hans, teils als Hanns, teils als Hannes. Den Vogel aber schoss der Johannes ab, einschließlich der Abarten Joes, Johann und Hans. Einschließlich verschiedener Doppelnamen waren es im 17. und 18. Jahrhundert mehr als die Hälfte aller männlichen Personen, die zum Rekord dieses Namens beitrugen. Durch alle Jahrhunderte hindurch hat sich der Name Heinrich (Henrich, Henner, Heinz) einen Platz unter den Spitzenrennern erhalten.
Großer Beliebtheit erfreuten sich ebenfalls Konrad (Cunrath, Cünrath), Kurt (Curtt), Jost (Joist, Just, Justel), Ludwig und Georg (George, Jörg). Hierzu ist zu bemerken, dass die hessischen Landgrafen meist Ludwig und Georg hießen. Seltener in früheren Jahren waren die Namen Christoph (Stoffel) Balthasar (Baiser), Rupprecht (Ruppert. Ruppel), Samuel (Sonnewaldt), Anton (Thönges), Berthold (Bertoll, Bartel), Gottlieb (Ließ, Leps) und Dietrich (Dietz).
Ein Vorname, der seltener auftrat, war der altdeutsche Name Hartung (Hartmann). Erst Ende des vorigen Jahrhunderts gewöhnte man sich an die geläufigeren Namen Karl, Friedrich, Wilhelm und Emil.
Bei den Frauennamen machte in allen Jahrhunderten die Anna das Rennen, oft als Doppelname, meist wie Anna Elisabeth. Dieser Name war so beliebt, dass man ihn auch als Abkürzung wie An Els oder Annels findet. Im 17. und 18. Jahrhundert hieß wohl die Hälfte aller Frauen Anna. Bis ins vorige Jahrhundert wurde ein Viertel aller Mädchen Elisabeth, Elisabetha, Elsbeth oder Elsa getauft. An dritter Stelle rangierte Catharina (Katrin, auch als Keina oder Krein geschrieben). Bis in die Jahrhundertwende hat sich Margareta (Marga, Greta) behauptet. Erst dann folgte in der Häufigkeitsskala der Name Marie und Maria.
Zwischen 1600 und 1700 gab es viele Barbaras, dafür interessiert man sich heute wieder als Bärbel. Dann findet man noch die Namen Eulalia (Ella), Gertrud (Gertraud, Gerrd), Kunigunde (Küniguntt, Gonde), Agnesia (Agnes), Magdalena (Lina, Lena). Vereinzelt wurden die Namen Veronika (Vren), Sybilla und Dorothea (Dorte) gegeben. Die Namen Minna, Emma, Elfriede, Luise, Emilie, Alma, Johanna und Berta tauchten erst vor gut hundert Jahren bei unseren Vorfahren auf.
Heutzutage ist die Auswahl unter den Vornamen so groß, dass man sagen kann: „Wer die Wahl hat, hat die Qual.“